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Sean Wangs Ddi ist eine Liebeserklrung an aufopferungsvolle Mtter und eine Vershnung mit dem inneren Teenager. Jetzt startet die Coming-of-Age-Komdie im Stream.Wie man coole Skateclips filmt und mit Zunge ksst kann Chris das Internet fragen, doch auf einige brennende Fragen bietet ihm kein Youtube-Tutorial eine passende Antwort. Unerklrlich scheint dem 13-Jhrigen etwa, warum sich seine Freunde pltzlich so komisch verhalten, wie man endlich wieder dazugehrt und ob er eine Enttuschung fr die eigene Mutter ist. Mit seinem Spielfilmdebt Ddi () katapultiert uns der Regisseur und Drehbuchautor Sean Wang zurck in die Sommerferien des Jahres 2008. Nachdem Wang zuletzt mit dem Oscar-nominierten Kurzfilm Nai Nai & Wi P eine humorvolle Hommage an seine Gromtter verfilmte, handelt es sich auch bei Ddi um einen halb-autobiografischen Coming-of-Age-Film, in dem der Filmemacher seine Jugend als taiwanesisch-amerikanisches Einwandererkind in einer kalifornischen Vorstadt verarbeitet. Nachdem die Dramdie im Wettbewerb des Sundance Film Festivals 2024 preisgekrnte Premiere feierte und im August 2024 in die Kinos kam, kann Ddi ab dem 13. Mrz 2025 bei Sky und WOW im Abo gestreamt werden.Im Mittelpunkt des Films steht der 13-jhrige Teenager Chris Wang, gespielt von Izaac Wang (Raya und der letzte Drache). Chris hrt auf viele Namen, zuhause nennen ihn seine Mutter (Joan Chen), Oma Nai Nai (Chang Li Hua) und Schwester Vivian (Shirley Chen) meist Ddi, was in Mandarin so viel wie kleiner Bruder bedeutet und auch von chinesischen Eltern als Kosename fr ihre jngeren Shne genutzt wird. In der Schule, unter seinen Freunden Fahad und Soup heit er Wang Wang und seine lteren Skater-Freunde taufen ihn kurzerhand Asian Chris, obwohl er beteuert, nur halb-asiatisch zu sein.Eine kraftvolle Aufarbeitung der tief verankerten SchamTatschlich sind aber beide Elternteile von Chris aus Taiwan. Whrend Ddis Vater in der Heimat arbeitet und selten von sich hren lsst, kmmert sich seine Mutter Chungsing Wang im kalifornischen Fremont um den Haushalt, die Kinder und ihre herrische Schwiegermutter. Dass Chris seine Herkunft verleugnet, zeigt sich auf subtile Weise an vielen Stellen: er versteckt chinesische Poster vor seinem Besuch, entschuldigt sich fr das schlechte Englisch seiner Mutter und antwortet Familienmitgliedern, die Mandarin sprechen, stets auf Englisch.Chris Verhalten ist in Angesicht des Rassismus, dem er tagtglich ausgesetzt ist, nicht verwunderlich. Sei es die Aussage seines Schwarms Madi, er sei s, fr einen Asiaten, die Spitznamen in der Schule, oder rassistische Stereotype, vor denen auch seine Freunde nicht verschont bleiben. Statt jene Vorurteile und Mikroaggressionen abzuwehren, machen sich die Jungen diese jedoch zu eigen. Auch Regisseur Sean Wang erinnert sich, wie er die Fremdbezeichnung als der coole Asiate lange stolz mit sich herumtrug und erst Jahre spter das Ausma dieser auf sein Welt- und Selbstbild anerkannte.Whrend Scham generell ein prsentes Thema der Adoleszenz ist und wohl jede*r sich erinnert, wie pltzlich Eltern, Hobbies und banale Vorlieben zur peinlichsten Sache der Welt wurden, hebt Sean Wang in Ddi noch einmal im speziellen hervor, wie eng das Gefhl der Scham fr viele Einwandererkinder der ersten Generation mit ihrer kulturellen Identitt verbunden ist. Zu den altbekannten Prozessen der Loslsung vom Elternhaus und der Selbstfindung gesellt sich fr Chris auch eine Identittskrise bezglich seiner Herkunft dazu. Viele Jahre spter widmet Sean Wang seiner Mutter nun Ddi und schafft eine Liebeserklrung an sie, die so viel fr ihre Familie aufgeopfert hat und eine bewegende Bekenntnis zu seiner Herkunft.Frieden schlieen, mit dem inneren TeenagerVielleicht ist Nostalgie ein zu verklrendes Gefhl, um zu beschreiben, was Ddi in mir ausgelst hat. Als Person, die ebenfalls in den 2010er Jahren zur Schule ging, erinnerte mich vieles stark an meine eigene Schulzeit. Meine Erfahrung als weiblich sozialisierte und nicht-migrantisierte Person ist natrlich in vielerlei Hinsicht eine andere, doch gewisse Assoziationen weckte das Drama dennoch. Prsent waren pltzlich wieder die Verlustngste, wenn Freundesgruppen zerbrechen, die Befrchtungen pltzlich uncool zu wirken und abgehngt zu werden, die schiere Panik, wenn man zwischendurch wirklich alles verbockt und die trstende Erkenntnis, wenn man merkt, dass die Welt sich trotzdem weiterdreht.Es fiel mir nicht gerade leicht Chris Charakter zu mgen, bis ich realisierte, dass genau das Ddi auszeichnet. Sean Wang vermittelt das Gefhl, das heranwachsende Ich durch die eigenen, selbstkritischen Augen zu sehen. Es ist die Reue vor dem Schlafengehen, wenn einen pltzlich all die Momente plagen, wo man unntig gemein zu Familienmitgliedern war, sich fr alles schmte und sich, im Versuch weniger peinlich zu sein, erst recht blamiert hat. Ich denke als Zuschauer*in muss man Chris nicht mgen, es ist aber wichtig, ihm ein gewisses Mitgefhl zuzusprechen, wie man auch den jngeren Versionen seiner selbst verzeihen sollte. Sich fr damalige Fehltritte zu schmen, heit lediglich, dass man seitdem als Person an seinen Herausforderungen gewachsen ist.Auch wenn Ddi als klassischer Coming-of-Age-Film keine vllig neue Prmisse erffnet und der Vergleich zu Mid90s fr 2000er Kids naheliegt, vermag das Drama mit seinen liebevoll entworfenen, vielschichtigen Charakteren, deren Darsteller*innen zu groen Teilen zum ersten Mal vor der Kamera standen, ein authentisches Bild einer Jugend zwischen Tastenhandys, Youtube ohne Werbung und den Anfngen von Social Media zu zeichnen. Auf humorvolle, berhrende und zutiefst ehrliche Weise erinnert Ddi somit an die Hochs und Tiefs des Erwachsenwerdens.